Die Beziehung zwischen England und Dänemark ist tief verwurzelt und reicht bis in die Zeit der Wikinger zurück. Während des 9. und 10. Jahrhunderts beeinflussten dänische Wikinger die englische Kultur, Gesellschaft und Geschichte in einem Ausmaß, das bis heute nachwirkt. Die Wikinger hinterließen nicht nur materielle Spuren, sondern prägten auch Sprache, Gesetze und Bräuche. Ein Blick auf die historische Verbindung zwischen England und Dänemark führt uns auf eine faszinierende Reise durch die Zeit des Danelags, als große Teile Englands unter dänischem Einfluss standen.

Das Danelag: Ein Land unter dänischem Einfluss

Im Jahr 865 setzte eine große Wikingerarmee in England an und begann, sich Teile des Landes anzueignen. Die Krieger, die als „Große Heidnische Armee“ bekannt wurden, kamen vor allem aus Dänemark und etablierten über die Jahrzehnte hinweg das sogenannte „Danelag“. Dieses Gebiet umfasste große Teile Nord- und Ostenglands, darunter heutige Grafschaften wie Northumbria, East Anglia und Teile von Mercia.

Das Danelag war mehr als nur eine eroberte Region; es war eine Kulturzone, in der die dänischen Siedler ihre eigenen Gesetze, Gebräuche und sozialen Strukturen bewahrten. Auch die dänische Sprache mischte sich mit dem Altenglischen und brachte zahlreiche Wörter hervor, die bis heute in der englischen Sprache existieren. Ortsnamen wie York (einst „Jorvik“ genannt), Grimsby oder Whitby erinnern an diese Zeit und tragen bis heute den Charakter der Wikingerkultur.

Wikinger und das englische Rechtssystem

Ein zentraler Einfluss der dänischen Besiedlung lag im Rechtssystem. Die Wikinger etablierten ein eigenes Recht, das sogenannte „Danelag-Gesetz“. Dieses dänische Rechtssystem unterschied sich in einigen Bereichen von den angelsächsischen Gesetzen. So waren die Gerichte im Danelag stark von dänischen Bräuchen geprägt und zeichneten sich durch ein System aus, das sich mehr auf gemeinschaftliche Gerechtigkeit und Wiedergutmachung als auf harte Strafen konzentrierte.

Ein weiteres Vermächtnis dieser Rechtskultur sind die „Thing“-Versammlungen, eine Art altes Parlament, bei dem Streitigkeiten durch die Entscheidung der Gemeinschaft beigelegt wurden. Solche Treffen dienten als Vorläufer moderner Rechtssysteme und beeinflussten auch das spätere englische Recht. Diese demokratische Komponente des Thing und die Idee von Gerechtigkeit durch gemeinschaftliche Mitsprache bleiben eine der wichtigsten kulturellen Einflüsse der dänischen Wikingerzeit.

Die Wikinger-Architektur in England und Dänemark

Die Spuren der Wikingerarchitektur sind heute noch in beiden Ländern zu finden. In England gibt es archäologische Ausgrabungsstätten, die die Art der dänischen Wikingerhäuser zeigen – Langhäuser mit einer zentralen Halle, in der die Gemeinschaft lebte, arbeitete und feierte. Die Ruinen dieser Gebäude, oft in Form von Fundamenten, ermöglichen es Archäologen, das Leben der damaligen Siedler nachzuvollziehen.

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In Dänemark finden sich ebenfalls Überreste solcher Langhäuser, doch die Architektur entwickelte sich dort weiter und wurde raffinierter. Die Stabkirchen, die in der Wikingerzeit populär wurden und von denen einige bis heute in Dänemark stehen, zeigen eine bemerkenswerte Kunstfertigkeit und Detailtreue, die typisch für die dänischen Siedler war. Eine Reise durch England und Dänemark bietet somit spannende Einblicke in die Entwicklung und den Einfluss dieser Bauweisen.

englische Wikinger

Sprache und Kultur: Der Einfluss der Wikinger auf das moderne Englisch

Ein besonders prägender Einfluss der Wikinger auf England war sprachlicher Natur. Viele altnordische Wörter, die die Wikinger mitbrachten, fanden Eingang in die englische Sprache und werden bis heute verwendet. Beispiele sind alltägliche Begriffe wie „window“ (von altnordisch vindauga – Windauge) oder „sky“ (altnordisch ský – Wolke). Auch viele Ortsnamen in Nord- und Ostengland, die auf „-by“ enden, gehen auf die Wikingerzeit zurück; das altnordische Wort „by“ bedeutet „Dorf“.

Auch kulturelle Bräuche wie der „Yuletide“, die Ursprünge des modernen Weihnachtsfests, gehen teilweise auf Wikingertraditionen zurück. So wurde der Jul-Festzyklus, der ursprünglich das nordische Wintersonnenwendfest war, in den englischen Feierkalender integriert und beeinflusste die späteren christlichen Bräuche.

Die Wikinger heute: Museen und historische Stätten

Wer die historische Verbindung zwischen England und Dänemark erkunden möchte, findet in beiden Ländern zahlreiche Stätten und Museen, die der Wikingerzeit gewidmet sind:

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Die Wikinger-Erbe-Tour: Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Für Reiselustige, die das Erbe der Wikinger in beiden Ländern erleben möchten, könnte eine „Wikinger-Erbe-Tour“ eine einzigartige Möglichkeit sein, England und Dänemark zu verbinden. Eine solche Tour könnte die wichtigsten historischen Stätten der Wikingerzeit in beiden Ländern abdecken, ergänzt durch Besuche in Museen, archäologischen Stätten und modernen Wikingerfestivals, die regelmäßig in Dänemark und Nordengland abgehalten werden.

Ein besonderer Reiz dieser Tour wäre es, den Einfluss der Wikinger auf die moderne Kultur in beiden Ländern nachzuvollziehen. Auch Jahrhunderte nach ihrer Zeit wirken die Wikinger in beiden Nationen weiter und hinterließen eine Verbindung, die die Länder bis heute miteinander verknüpft.

Fazit: Ein gemeinsames Erbe voller Geschichten

Die Wikingerzeit und das Danelag verbinden England und Dänemark auf eine Weise, die tief in die Identität beider Länder eingreift. Die Wikinger hinterließen nicht nur materielle Spuren, sondern prägten auch das kulturelle Selbstverständnis beider Nationen. Von der Sprache über das Rechtssystem bis hin zu Traditionen und Bräuchen zeigen sich diese Einflüsse heute noch in beiden Ländern.

Ob durch eine Reise zu historischen Stätten oder durch den Besuch von Museen und Festen – die Wikingerzeit ist ein faszinierendes Kapitel der gemeinsamen Geschichte von England und Dänemark und bietet spannende Entdeckungen für Geschichtsbegeisterte und Kulturinteressierte gleichermaßen.

Redaktion